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Lauterbach stiehlt Fulda die Show
Unerwartetes Pokal-Aus: Fulda 1 verliert gegen "Underdog" SVG Lauterbach

Auch beim Schach gibt es nicht nur Ligaspiele, sondern zusätzlich den Pokal. Während die Ligaspiele mit Achtermannschaften absolviert werden, treten im Pokal Vierermannschaften gegeneinander an. Der Viererpokal ist ein KO-Turnier, geht eine Begegnung 2:2 aus entscheidet die Feinwertung der Bretter, wobei für das Brett 1 vier Punkte vergeben werden, für das Brett 2 drei und so fort. In den letzten Jahren war die erste Mannschaft Fuldas auf den Pokalsieg innerhalb des Bezirks Osthessen quasi abonniert, und auch in diesem Jahr sprach wieder alles dafür, dass die Domstädter den Bezirk dann auf Landesebene vertreten würden. Fulda bot die nominell stärkste Mannschaft auf. Umso überraschender, dass der kleine Verein SVG Lauterbach mit seiner Mannschaft den Fuldaern nun ein Bein stellte und sie vorzeitig in die Sommerpause schickte. In Fulda genügte den Lauterbachern ein 2:2 mit besserer Brettwertung, um im Wettkampf zu verbleiben.
Dabei musste Lauterbach auf den eigentlich eingeplanten Spieler der ersten Mannschaft Andreas Klein verzichten, der kurzfristig ausfiel. Für ihn sprang der Jugend-Stadtmeister Roman Zorn ein, der sonst in der zweiten Mannschaft spielt. Dennoch traten die Lauterbacher mit starkem Siegeswillen an.
An Brett 1 spielte Dirk Kurzawa gegen den Fuldaer Hessenliga-Spieler Philipp Reh. Reh verfügt über eine Wertungszahl (Deutsche Wertungszahl DWZ) von 1977 (Kurzawa hingegen über DWZ 1822), Reh war also klar favorisiert. Der Lauterbacher kam auch anfangs etwas in Bedrängnis und büßte einen Bauern ein, mit beharrlichem und klugem Stellungsspiel verbesserte er sich aber Zug um Zug, Reh kam in Zeitnot. Als die Stellung zu kippen drohte willigte der Fuldaer in ein Unentschieden ein. Die erste Überraschung war geschafft und machte den anderen Mut.


Dirk Kurzawa (rechts) gegen Philipp Reh.

An Brett 2 war der nominelle Unterschied noch größer. Hier traf Martin Krauss (DWZ 1774) auf den Topscorer von Fuldas zweiter Mannschaft, die in dieser Saison souverän Zweiter der Landesklasse wurde, nämlich auf Reinhard Haase mit DWZ 2071. Ausgangs der Eröffnung gelang es Krauss mit Schwarz einigen Druck am Damenflügel mit Nebendrohungen auf den gegnerischen König aufzubauen. Der starke Fuldaer verteidigte sich zwar klug und konnte deutlicheren Nachteil abwenden, kam aber dadurch nicht zu eigenen Angriffs-Aktivitäten. Als für Krauss die Bedenkzeit knapp wurde, wickelte er durch Figurentausch in ein Endspiel ab, das sicher remis zu halten war.
Auch an Brett 3 hatte es Roland Zorn (DWZ 1690) in Gestalt des Landesklassenspielers Sergej Laschenko (DWZ 1914) mit einem scheinbar übermächtigen Gegner zu tun. Aber Zorn hatte das offenbar vergessen. Von Beginn an übte er mit den schwarzen Figuren Druck auf den weißen König aus, eroberte geschickt einen Bauern und brach dann im Zentrum durch, wo schließlich unentrinnbares Matt drohte. Durch einen souveränen Sieg wurde Zorn, der seit seinen beachtlichen Erfolgen in der letzten Pokalsaison in Lauterbach schon als das "Pokalmonster" gehandelt wird, hier zum Matchwinner gegen Fulda 1.


Roman Zorn kämpfte am längsten.

Da machte es auch nichts mehr aus, dass der Nachwuchsspieler Roman Zorn (DWZ 1515) trotz tapferer Gegenwehr und zwischenzeitlich guten Remis-Chancen schließlich gegen seinen Vereinskollegen Christoph Herda (DWZ 1850), der seit 2013 für Fulda in der Hessenliga spielt, als letzter in der Runde aufgeben musste.
Lauterbach feierte einen erstaunlichen Sieg und polierte sich vor der schwierigen Landesklassen-Saison das Selbstbewusstsein auf, muss nun aber in der nächsten Runde gegen Bad Hersfeld 1 antreten, die zwar als weniger stark als Fulda gelten, aber im Ranking noch deutlich vor Lauterbach liegen.